Im Allgemeinen kennt man Physiotherapie für den Menschen. Aber auch bei Pferden helfen physiotherapeutischen Maßnahmen bei der Regeneration nach Erkrankungen oder als Gesundheitsprophylaxe. Dazu dienen zum einen manuelle Techniken wie z.B. Massagen, Dehnungen oder Mobilisationen, Faszientechniken, aber auch physikalische Therapien wie z.B. Wärme-/ Kältebehandlungen, therapeutischer Ultraschall oder Laserbehandlung kommen zur Anwendung. Ergänzend können auch Magnetfelddecken, KinesioTaping, Akupunktur oder Blutegel eingesetzt werden.
Der Einsatz der Pferdephysiotherapie erstreckt sich auf die Bereiche der Orthopädie, Neurologie, Traumatologie, Rehabilitation und Prävention in allen Pferdesportdisziplinen. Das Spektrum reicht von der manuellen Behandlung chronischer Rückenschmerzen über unterstützende Maßnahmen nach Operationen bzw. Rehamaßnahmen nach „Sportverletzungen“ (z.B. Sehnenschäden) bis zum Wellnessprogramm für das alternde Freizeitpferd.
Eine Behandlung wird in mehrere Schritte unterteilt:
- Anamnese (Erfassung aller Daten und der Vorgeschichte) und die Adspektion des Patienten („Begutachtung“ ohne Berührung: Beurteilung des Exterieurs, Hufe/ Hufstellung, Bemuskelung)
- Gangbildanalyse (in allen 3 Gangarten, an der Hand und an der Longe)
- Untersuchung des gesamten Pferdes (Palpation und Gelenktestung an Gliedmaßen/ Wirbelsäule) inkl. Huf-/ Zahnkontrolle
- Befunderhebung und entsprechende Behandlung
- Kontrolle der Ausrüstungsgegenstände (Sattel/ Trense/ Reithalfter/ Longiergurt/ etc.) sowie deren Passform
- Hausaufgaben (Übungen für den Besitzer, Trainingstipps, evtl. Folgetermine)
Mythen und Erwartungen:
Die Physiotherapie ist keine Hexerei und hat auch nichts mit „Hand-auflegen“ zu tun. Somit kann nicht erwartet werden, dass mit einer Behandlung eine Fehlbelastung oder eine falsche Bemuskelung aufgehoben wird. Es bedarf mehrerer Behandlungen um die fehlerhaften Bewegungsabläufe zu durchbrechen oder Verspannungen zu lösen und somit dem Pferd seine physiologische Beweglichkeit wieder zugeben. Auch von ruckartigen Behandlungsmethoden gegen die Biomechanik ist Abstand zu nehmen. Ein „Krachen bzw. Knacken“ kann durch aus vorkommen. Es handelt sich dabei aber meist nicht um „eingerenkte“ Gelenke, sondern um Fasziengewebe, welches einem Unterdruck weicht und wodurch Verklebungen gelöst werden. Es gibt viele sanfte und gewebeschonende Behandlungtechniken bei denen der Betrachter nicht viel sieht, aber der Therapeut spürt umso mehr unter seinen Fingern.